Sonntag, 27. April 2008

Sprachentwicklung, Spracherwerb, Fußballfans und Wut

Fortbildung war wieder einmal angesagt, und dieses Mal ging es - wie der Titel des Posts es schon sagt - um Sprachförderung mit Musik, Tanz und Rhythmen. Eine gelungene Mischung aus Theorie und Praxis, und die Reise war es allemal wert.
Auf dem Rückweg hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, in einem Zug mit einer Horde Fußballfans von "Schaaaaalke" zu reisen. Zum Glück nur zwischen Harburg und Lüneburg, aber das reichte auch. Zum Glück mit je fünf Mann/Frau vom BGS im Waggon, und so sicher bin ich wohl noch nie im Zug gefahren. Trotzdem hat es mich wahnsinnig geärgert. Leid tat mir ein kleiner Junge, der sich mit seiner Großmutter völlig verschreckt zwischen betrunkenen, gröhlenden Fußballfans wieder fand. Zum Glück war einer der BGS-Männer so nett und unterhielt sich während der Fahrt mit ihm. Ich hoffe, so wurden die 24 Minuten doch noch zu einem netten Erlebnis für den Kleinen.

Was mich aber immer noch ärgert, ist eine simple Rechnung. Um eine Zugladung betrunkener Schalschwenker in Schach zu halten, braucht es einige Polizisten oder Menschen vom BSG. Pro Ausgang waren es mindestens fünf Leute. Was mag das kosten? Viel Geld. Sehr viel Geld.
Ich kam von einem Lehrgang, in dem wieder einmal deutlich wurde, dass Geld für die gezielte Hilfe für Kinder mit Förderungsbedarf beim Spracherwerb fehlt.
Ich weiß, dass diese Gegenrechnung naiv ist. Nichtsdestotrotz macht es mich wütend, dass sinnloses Krakeelen unter viel zu viel Alkohol unbürokratisch Unsummen von Geld verschlingen darf. Ein Bruchteil dieses Geldes würde reichen, um Kindern etwas Sinnvolles mit auf den Lebensweg zu geben. Unterstützung, Hilfe, Mut, Freude, Selbsterfahrung, Wahrnehmung und Erfolgserlebnisse.
Aber hier wird das nicht gesehen. Dort, bei den Krakeelern, schon. Dort würden Dinge zu Bruch gehen oder Menschen verletzt werden, wenn man die Brüller denn ließe wie sie wollten. Die Gefahr der Dumpfbacken mit Bierdose ist unmittelbar.
Die Gefahr für Kinder, die ohne liebevolle Zuwendung, Respekt, Ansprache und Förderung groß werden müssen, zeigt sich irgendwann später. Beruhigend viel später. Ein oder zwei oder gar drei Wahlperioden später. Also nix, wofür man jetzt schon was ernten könnte an Lob. In der Zeitung. Oder sonstwo.
Ich finde das Haar sträubend. Und je länger je darüber nachdenke und schreibe, desto Haar sträubender wird es. Passt nicht unbedingt ins Musikgarten-Blog. Schreiben muss ich es trotzdem!

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